Wie bei anderen Heizkesseln auch erhitzt der Gas-Brennwertkessel das Heizwasser mit der Wärme, die er mit dem Verbrennen des Brennstoffs Gas erzeugt. Anders als bei herkömmlichen Gasheizungen werden die heißen Abgase, die im Verbrennungs-prozess entstehen, nicht ungenutzt in den Schornstein geleitet, sondern genutzt.
Ein Großteil dieser Abgase ist heißer Wasserdampf. Die Brennwerttechnik macht sich diese Wärme des Wasserdampfs zunutze, um das Heizwasser damit zusätzlich zu erwärmen. Um das zu realisieren, muss der heiße Wasserdampf jedoch zunächst kondensieren. Das passiert bei Temperaturen, die unter 56 Grad Celsius liegen. Werden die Abgase der Erdgasverbrennung bis zu dieser Kondensationstemperatur abgekühlt, kondensieren sie und setzen Kondensationswärme frei.
Gas-Brennwertkesseln gelingt diese Aufgabe, weil sie einen speziell dafür geschaffenen Abgas-Wärmetauscher besitzen.
Das Kondenswasser (auch Kondensat genannt), das dabei abfällt, hat einen sauren pH-Wert und wird fortgeleitet. Bei einem Gasbrennwertkessel der Leistungsklasse bis zu 200 Kilowatt (kW) darf das Abwasser in die Abwasserleitung geführt werden, ohne es vorher zu neutralisieren. Entsprechend braucht eine Heizungsanlage mit Gas-Brennwertkessel einen Abwasseranschluss.
Rücklauftemperaturunabhängiger Gas-Brennwertkessel
Gas-Brennwertkessel, die rücklauftemperaturunabhängig betrieben werden, kommen wie bei Niedertemperaturheizungen mit hoher Vor- und Rücklauftemperatur zum Einsatz. Dabei wird das Abgas erst einmal auf etwa 65 Grad Celsius heruntergekühlt, indem man das Heizwasser damit vorwärmt. Es wird anschließend vom Gasbrenner weiter erhöht, bis es die Temperatur hat, die man braucht, um den Raum wie gewünscht zu beheizen.
Nach der ersten Abkühlung gelangt das Abgas in einen Kunststoffwärmeübertrager, in dem es sich weiter abkühlt und infolgedessen kondensiert. Die Kühlung erfolgt, weil die Wärme an die frische Luft übertragen wird, die zum Verbrennungsprozess benötigt und deshalb zugeführt wird. Dank der vorgewärmten Frischluft läuft der Verbrennungsprozess effizienter ab und die Brennwertnutzung (Kesselwirkungsgrad) steigt.
Rücklauftemperaturabhängiger Gas-Brennwertkessel
Anders als beim eben beschriebenen rücklauftemperaturunabhängigen Gas-Brennwertkessel wird die bei der Kondensation freigesetzte Wärme beim rücklauftemperaturabhängigen Gas-Brennwertkessel nicht der Verbrennungsluft zugeführt, sondern stattdessen direkt dem Heizwasser. Das macht es nötig, dass das Heizsystem bei kühleren Temperaturen arbeitet, damit der Brennwert gut genutzt wird. Die Rücklauftemperaturen liegen hier optimalerweise bei unter 50 Grad Celsius.
Das rücklaufende Wasser strömt dafür zunächst durch einen nachgeschalteten Wärmeübertrager hindurch, in dem das Abgas abgekühlt wird, so dass es kondensiert. Dann fließt das inzwischen erwärmte Heizwasser in den Wärmeübertrager, der im Gas-Brennwertkessel sitzt, so dass es bis auf die gewünschte Vorlauftemperatur erwärmt wird. Bei dieser Betriebsart ist ein hydraulischer Abgleich nötig, um so den Gas-Brennwertkessel optimal einstellen und betreiben zu können.
Überhitzungsschutz
Gas-Brennwertkesseln für die Wandmontage dient als Schutz vor Überhitzung eine sogenannte Überströmeinrichtung zwischen Vorlauf und Rücklauf. Dort schließen sie unter bestimmten Betriebsbedingungen kurz. Infolgedessen erhöht sich die Rücklauftemperatur, was zugleich den Effekt des Brennwerts mindert. Mit einer niedrigen Vorlauftemperatur lässt sich dem entgegenwirken – dennoch ist dies eher eine behelfsmäßige Lösung, die technische Grenzen hat.
Insbesondere Heizungsanlagen, die hydraulisch abgeglichen sind, kommen des Öfteren in den Zustand, in dem die Überströmeinrichtung aktiv wird, da bei ihnen jeder Heizkörper nur mit der tatsächlich nötigen Menge an Heizwasser beliefert wird. Infolgedessen fließt weniger Wasser zum Gas-Brennwertkessel zurück, dafür umso mehr über das Überstromventil. Brennwertkessel ohne Mindestvolumenstrom, die frei am Boden stehen, brauchen eine wie beschriebene Überstromeinrichtung nicht.
Modulationsgrad
Gas-Brennwertkessel werden heute als modulierende Geräte angeboten. Die Leistung wird dann je nach Bedarf angepasst.
So wird das typische Takten reduziert und es ergeben sich weitere Effizienzeinsparungen beim Erdgasverbrauch. Während einige Kessel mit zweifachen Modulationsgraden auskommen, so bietet die Mehrzahl der Gasheizungs-Hersteller Regelverhältnisse von 1:3 und 1:4 an. Mit steigendem Modulationsgrad des Gas-Brennwertkessel steigt jedoch nicht die Effizienz in ebensolchem Maße. Die höheren Kosten für einen sehr fein modulierenden Kessel stehen daher nicht immer im Verhältnis zu den damit zusätzlich eingesparten Heizkosten.
Anforderungen an den Schornstein
Die Abgase, die ein Gas-Brennwertkessel ablässt, haben nur noch Temperaturen von kühlen 40 Grad Celsius (circa-Angabe). Das heißt, die thermischen Prinzipien wie der Schornsteineffekt funktionieren bei der Brennwerttechnik nicht mehr wie bei herkömmlichen Gasheizungsanlagen, wo die Abgase deutlich heißer sind. Deshalb haben Gas-Brennwertkessel ein Gebläse, das die Abgase gezielt ableitet. Damit das problemlos gelingt, sollte auch die Abgasleitung einen möglichst geringen Durchmesser haben.
Solche für das Heizen mit Gas-Brennwertkesseln geeigneten Abgasführungen können auch im Nachhinein in den bestehenden Kamin eingezogen werden. Sie können sowohl aus Kunststoff als auch aus Edelstahl gefertigt sein – Materialien also, denen das saure Kondensat nichts anhaben kann. Gut zu wissen: Einen klassischen Kamin braucht der Gas-Brennwertkessel nicht unbedingt, ihm reichen auch Schächte in Leichtbauweise, durch die hindurch die Abgasleitungen nach außen geführt werden. Alternativ lässt sich die Abgasleitung sogar an der Außenfassade des Hauses anbringen.
Fußbodenheizung und Heizkörper
Zu einem Gas-Brennwertkessel als Wärmeerzeuger passen wärmeabgebende Bauteile (im klassischen Sinn: Heizkörper) wie bei Niedertemperaturheizungen. Idealerweise sind das Flächenheizungsanlagen wie Fußbodenheizungen. Denn dann lässt sich ein Gas-Brennwertkessel mit geringer Vorlauftemperatur wie Rücklauftemperatur betreiben – was seinen hohen Wirkungsgrad, sprich: seine Effizienz, begründet. Insofern kommen nachträglich in Altbauten eingebaute Gas-Brennwertkessel ziemlich gut mit den dort noch immer üblichen überdimensionierten Heizkörpern zurande.
Warmwasserbereitung
Wer will, kann mit dem Gas-Brennwertkessel natürlich neben dem Heizwasser auch das Brauchwasser (Trinkwasser) erwärmen, das an den Zapfstellen des Haushaltes nachgefragt wird. Die Warmwasserbereitung läuft entweder nach dem Durchlauferhitzerprinzip oder dank eines in den Heizungskreislauf integrierten Warmwasserspeichers. Letzterer macht vor allem dann Sinn, wenn mehrere Zapfstellen zu beliefern sind, da die Durchlauferhitzertechnik dann nicht ausreichend Schüttleistung liefern würde.